Thomas Frank und Markus Rinderspacher-web

Engagierte Mitmenschlichkeit

„Sprachlos? Nicht bei uns“ war die Veranstaltung am 27. März im Jugendwohn- und Gästehaus München-Süd betitelt. Sie fand im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus der Fachstelle Demokratie der Landeshauptstadt München statt. Rund 150 Interessierte waren vor Ort: Neben dem Vorstand und einigen Dienststellenleitungen des KJSW auch Beschäftigte und interessierte Nachbarn. Markus Rinderspacher, seines Zeichens stellvertretender bayerischer Landtagspräsident, war ebenfalls vor Ort, um seine Wertschätzung dafür zum Ausdruck zu bringen, dass sich ein kirchliches Jugendwohn- und Gästehaus seit Jahren so engagiert für die Integration von Menschen mit Fluchterfahrung und gegen Rassismus einsetzt.

„In einer Zeit der multiplen Krisen, insbesondere der Demokratiekrise und der Umweltkrise, ist es wichtig, Zeichen zu setzen“, betonte Markus Rinderspacher. In seinem Eingangsstatement nahm er Bezug auf die zunehmende weltweite Schwächung der liberalen Demokratie seit den 2000-er Jahren. „Demokratie ist ein Wert an sich. Menschen mit unterschiedlicher politischer Verortung arbeiten gemeinsam an Kompromissen für das Wohl aller Menschen in der Gesellschaft“, so der SPD-Politiker. Dies sei manchmal harte Arbeit, aber unverzichtbar. „Wir brauchen eine Herrschaft der Vielen, nicht eine der Wenigen“, so Rinderspacher mit Blick auf weltweit entstehende Oligarchien.

„Migration ist etwas Gutes für unsere Gesellschaft. Sie bereichert sowohl den kulturellen als auch den wirtschaftlichen Reichtum“, betonte der stellvertretende Landtagspräsident. Diverse Belegschaften seien in Unternehmen aller Größenordnungen kreativer und produktiver als homogene Gruppen. Deutschland sei angesichts der bevorstehenden Rente der „Boomer“-Generation auch auf die Zuwanderung von Arbeitskräften angewiesen.
Allerdings sei die Integration nicht immer quasi „ein Selbstläufer“. Vielmehr brauche es für Migrant*innen Unterstützung beim Ankommen und Heimischwerden. Menschen wie die des Teams im Jugendwohn- und Gästehaus München-Süd, Organisationen, Vereine, engagierte Einzelpersonen.

Anschließend trugen drei Menschen mit einer engen Beziehung zum Jugendwohn- und Gästehaus München-Süd ihre eigenen Erfahrungen beim Heimischwerden in München bei. Hassan Hussein (26) stammt aus Somalia und floh dort wegen der allgegenwärtigen Lebensgefahr. Er fand im JWGH M-Süd Arbeit und ab dem nächsten Jahr wird er eine reguläre Ausbildung zum Koch beginnen.
Elahe Damani (26) stammt aus dem Iran und kam mit ihrer Tochter fünf Jahre lang in „München-Süd“ unter. Sie lernte schließlich Zahnarzthelferin und später noch Kinderpflegerin. Heute arbeitet die gut deutsch sprechende junge Frau in einer Kita und sie hat eine Wohnung gefunden.
Ganna Gorban (54) ist Kinderärztin und Klinikmanagerin. Sie stammt aus Butscha in der Ukraine und erlebte den Einmarsch der russischen Streitkräfte unmittelbar mit. Sie lebt seit Herbst 2023 in München in einer kleinen Wohnung. Im Jugendwohn- und Gästehaus München-Süd war sie zunächst als Freiwillige aktiv, denn sie wollte so ihre Deutschkenntnisse verbessern. Seit Dezember 2024 ist sie regulär im Housekeeping beschäftigt, da sie arbeiten will, bis ihre Sprachfertigkeit auf einem höheren Niveau ist, damit sie hier zu Lande auch als Ärztin arbeiten kann.

Alle drei Geflüchteten betonten, wie hilfreich die Unterstützung durch Einzelpersonen, aber auch durch Vereine und Organisationen bei ihrem Ankommen war.

Schließlich trat der Conscious Rapper „dichter“ auf und performte fünf Lieder. Jens Grochowski, wie er im bürgerlichen Leben heißt, ist Sozialpädagoge und arbeitet in der freizeitstätte KistE des KJSW. (rif)

Vorstand Moritz Zeiler bei der Begrüßung.

Hassan Hussein.

Elahe Damani.

Ganna Gorban.

Rapper „dichter“.

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